CuTE Event – Obst- und Gemüseanbau in Europa

Ich sitze im Zug nach Köln. Dort werde ich ein Event besuchen – die Kampagne des CuTE (Cultivating the Taste of Europe). Es soll darum gehen, den Endverbraucher über die Vorteile von europäischem Obst und Gemüse aufzuklären und ihn über das europäische Herstellungsmodell zu informieren. Ich bin gespannt was mich erwartet. Ich weiß zwar, wie Obst und Gemüse angepflanzt wird aber wie findet das Ganze im großen Stil statt? Wo achtet die Industrie auf Nachhaltigkeit? Wie wird für Lebensmittelsicherheit gesorgt? Wie funktioniert die Herstellungskette? Ich hoffe, durch das Event auf diese Fragen eine Antwort zu bekommen.

Was ist CuTE überhaupt?

Wie bereits erwähnt ist CuTE die Abkürzung für Cultivating the Taste of Europe. Es handelt sich dabei um eine von der Europäischen Union kofinanzierte Kampagne. Endverbraucher sollen ein Bild vom Herstellungsprozess bekommen und Vorurteile über die Obst- und Gemüseproduktion in Gewächshäusern beseitigt werden. Die Eurotour führt mit dem künstlichen Gewächshaus durch verschiedene Länder und lädt die Öffentlichkeit ein, sich zu informieren. Auch Schulen und Lehrer werden eingeladen.

Auf dem CuTE Event selber unterhalten wir uns mit Jan van der Blom. Er ist Techniker, Experte für die Gewächshausproduktion und gibt uns während der Veranstaltung einige Einblicke. Auch für unsere Fragen ist er zuständig und beantwortet sie sehr ausführlich.

Lebensmittelsicherheit – von biologischer Schädlingsbekämpfung

Wenn man an Obst und Gemüse und Lebensmittelsicherheit denkt, dann wird einem schnell das Thema Pestizide in den Kopf kommen. Zu diesem Thema habe ich etwas Neues gelernt. Um den Einsatz von Pestiziden zu verringern wird vermehrt auf eine biologische Schädlingsbekämpfung zurückgegriffen. Das bezeichnet eine Methode, bei der andere Lebewesen wie z.B. kleine Käfer eingesetzt werden, um Schädlinge zu bekämpfen. Diese ernähren sich zwar auch von der Pflanze, schaden ihr aber nicht so sehr wie die eigentlichen Schädlinge.

Das Gute an dieser Methode: es werden a) weniger Pestizide eingesetzt und b) die Bildung von Resistenzen verhindert. Häufig funktionieren synthetische All-Round Pestizide zwar für eine Weile sehr gut, nach einer Zeit bilden die Schädlinge jedoch Resistenzen und das gleiche Problem tritt wieder und wieder auf.

CuTE Event Köln
Das Eurotour Gewächshaus von CuTE

Speziell in Gewächshäusern werden üblicherweise auch Hummeln gehalten. Warum? Sie helfen bei der Bestäubung der Pflanzen. Das hat den positiven Nebeneffekt, dass auch hier die Pestizidbehandlung angepasst werden muss, um den Hummeln nicht zu schaden.

Inwieweit spielt Nachhaltigkeit bei dem Obst- und Gemüseanbau in Europa eine Rolle?

Nachhaltigkeit ist, wie Jan van der Blom es definiert, seine Tätigkeiten und Geschäftsabläufe so zu gestalten, dass wir einen Planeten hinterlassen, der auch für folgende Generationen noch funktioniert.
Gerade beim Gewächshausanbau gibt es viel Kritik was Nachhaltigkeit angeht – schließlich sind die Gewächshäuser selbst häufig aus Plastik.

Die drei Komponenten der Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit in Bezug auf Obst- und Gemüseanbau besteht aus drei Hauptkomponenten: Schädlingsbekämpfung (wie oben beschrieben), Ressourcenmanagement und Recycling.

Ressourcenmanagement

Beim Ressourcenmanagement geht es vor allem um die Optimierung der Verwendung von Wasser, Erde und Strom. Hier wird zur Einsparung von Wasser in Gewächshäusern bereits die sogenannte Tröpfchen-Bewässerung eingesetzt, bei der jede Pflanze einzeln Wasser bekommt. Trotzdem ist hier noch Luft zur Optimierung. Die Organisation glaubt, dass sie durch die Messung der Feuchtigkeit in der Erde und dementsprechender Bewässerung bis zu 30% des Wasservolumens einsparen kann. Dazu verwendet man Geräte zur Messung der Feuchtigkeit. Diese Technik gibt es zwar schon in manuellen Geräten, jedoch noch nicht sehr verbreitet für eine automatische Messung im großen Stil. Daran wird momentan noch gearbeitet, einige Farmer testen diese Technik aber bereits.

Recycling – welche Unterscheidungen gilt es zu machen?

Was das Recycling angeht unterscheidet man hier. Die Hauptabfälle des Gewächshausanbaus sind Metall, organische Reste und, wie könnte es anders sein, Plastik. Laut dem Experten werden Metalle bereits gut recycelt. Organische Reste wurden früher oft einfach verbrannt, das ist heutzutage aber verboten. Stattdessen werden diese Abfälle nun kompostiert. Dieser Vorgang kann verbessert werden indem sauber getrennt wird, d.h. rein organische Abfälle ohne Metall- oder Plastikstücke.

Zuletzt wurde auch das Thema Plastik angesprochen. Die Gewächshauskonstruktionen sind in der Regel aus Plastik und halten ca. 40 Jahre. Berücksichtigt man hier die Menge, die in diesen Gewächshäusern produziert wird, und Plastikfolien und sonstige Plastikabfälle werden nach Berechnungen ca. 8g Plastik für ein Kilo Tomaten benötigt.

Weniger ein Problem sind die Gewächshaus-Dächer und Konstruktionen, da es sich hier um große Plastikmengen handelt und sie in der Regel sehr gut recycelt werden können (Pflanzenzüchter werden hier auch gut bezahltàein Anreiz zu recyceln ist da). Das Problem liegt eher bei den kleineren Plastikteilen. Schenkt man den Zahlen glauben, dann wird aber insgesamt 70-80% des benötigten Plastiks bereits gut recycelt – mit dem Ziel der 100%. Die Organisation ist sich des Plastik-Problems bereits sehr bewusst.

Verpacktes Gemüse in Supermärkten

Warum wird dann immer noch so viel Gemüse und Obst im Supermarkt verpackt angeboten? Die Antwort von Jan van der Blom ist darauf sehr klar: der Supermarkt ist in dieser Perspektive der Kunde und entscheidet, wie Obst und Gemüse dem Endkonsument angeboten werden soll. Das wiederum zeigt mir, dass es am Ende doch auf unser Konsumverhalten ankommt – wenn wir weniger verpacktes Obst und Gemüse kaufen, dann werden auch die Supermärkte ihr Verhalten zwangsläufig ändern müssen.

CuTE Eurotour

Abschließende Gedanken

Wenn ich vor der Wahl stehe, kaufe ich immer regional ein. Doch im Winter bedeutet das oft, auf vieles zu verzichten. Ich habe größten Respekt vor allen, die das konsequent zu jeder Jahreszeit durchziehen. Kann ich einmal nicht widerstehen, dann versuche ich zumindest, Obst und Gemüse aus Europa zu wählen anstatt der Tomate aus Neuseeland.

Natürlich reicht ein Tag nicht aus um sich wirklich intensiv und umfassend mit dem Thema Obst- und Gemüseanbau in Europa zu beschäftigen. Das CuTE Event war allerdings eine tolle Gelegenheit einen ersten Einblick zu bekommen und ist ein guter Anhaltspunkt für weitere Recherchen, falls einen dieses Thema interessiert. Man sollte Zahlen und Informationen stets kritisch hinterfragen und ich möchte euch deshalb dazu ermutigen, euch selbst ein Bild zu machen. Mehr Informationen zum Event und zur Kampagne gibt es auf fruitvegetableseurope.eu.

#cuteurope #cultivatingthetasteofeurope #fruitvegetableseurope

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